Kunst und Inklusion: «Sölli devoflüge oder nöd?»
Die Künstlerin Sandra Buholzer brachte im Rahmen der «Aktionstage Zukunft Inklusion» Flamingos, Spassvögel und weiteres Gefieder in die Predigerkirche.
Specht, Flamingo, Papagei, Rotbrüstchen – alle sind sie da, fast die ganze Vogelschar, gemalt von Sandra Buholzer. Sichtlich erfreut steht sie vor ihren farbenfrohen Werken, die den Innenraum der Zürcher Predigerkirche schmücken. Bis Mitte Juni sind die Werke von Künstlerinnen mit und ohne Behinderungen in der Ausstellung «Kunst und Inklusion» zu sehen, die im Rahmen der Nationalen Aktionstage Behindertenrechte stattfindet.
Über die Aktionstage freut sich auch Kuratorin Veronika Kuhn: «Das Kunstschaffen in Assistenz führt in jüngerer Zeit zu neuen künstlerischen Ausdrucksformen», sagt sie. Die Aktionstage ermöglichten, dass diese Kunst an die Öffentlichkeit gelange.
Die Pionierin der Kunstvermittlung hat die Künstlerin Sandra Buholzer im Werkatelier der Zürcher Eingliederung kennengelernt und für die Werkschau in der Predigerkirche gewonnen. Ihre Vogelbilder seien farblich und inhaltlich ausdrucksstark, sagt Veronika Kuhn. Sie seien weniger als naturalistische Abbildungen gedacht, vielmehr transportierten sie Stimmungen. So wird etwa der Specht als «Spassvogel» betitelt und das Werk «Sölli devoflüge oder nöd» hat der Ausstellung gar den Namen verliehen.
Inspiration aus der Tierwelt
Für die Künstlerin selbst ist die Verbindung mit Tieren und dem Landleben wichtig. Aufgewachsen in Rikon, wurde sie geprägt von drei Tanten, die Bäuerinnen waren, und natürlich von Bauernhoftieren. Seit einigen Jahren arbeitet Sandra Buholzer im Triemenhof, einem Betrieb des Vereins Zürcher Eingliederung in Girenbad: Sie macht sie Gartenarbeit, mistet den Stall, betreut die Bibeli und füttert die Hühner, die sie besonders gut mag. Dort entstehen auch die Ideen für ihre prachtvollen Vogelbilder.
Mit dem Wunsch, etwa einen Raben zu malen, tritt sie dann im Werkatelier an die Kunstvermittlerin Franziska Hinderer heran, die sie bei der Entstehung des Werks fachgerecht und einfühlsam unterstützt. «Die Formen sind besonders schwierig», hat Sandra Buholzer entdeckt. Noch schwieriger sei es, einen Vogel im Flug zu erfassen. Damit ihre Flugwesen natürlich in ihr Umfeld eingebettet sind, verwendet sie oft auch Sand oder Kristallzucker, etwa für den Boden. Die Künstlerin arbeitet mit Neocolor, Gouache, Farbstift, Wachs oder Kreide, und sie arbeitet akribisch, bis die Farbmischung für sie stimmt.
Als künstlerisch vielseitig Begabte mag Sandra Buholzer auch Musik, sie spielt Gitarre, Schlagzeug, Saxophon und Mundharmonika und sie singt auch gern. Was ihr die Ausstellung bedeutet? Sie schmunzelt. Zuerst will sie schauen, was alles kommt, erst dann kann sie sagen, was es in ihr auslöst. Veronika Kuhn lächelt ihr zu: «Ich hoffe, du malst weiter», sagt sie.
Text: Madeleine Stäubli-Roduner
Aktionstage Behindertenrechte
Wir gestalten und leben Kirche gemeinsam
Unter Inklusion verstehen wir, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Menschen mit und ohne Behinderungen Kirche gemeinsam leben und gestalten können.