Blog: «Wenn dein Herz am Weltgeschehen zerbricht»

Wenn das Herz vor Liebe und Trauer auseinanderfällt – ist es an der Zeit, das Gebet neu zu entdecken.

In diesen Tagen ist mein Herz schwer und schmerzt. Die Geschehnisse auf der Welt berühren mich im tiefsten Innern, wie schon lange nicht mehr. Kriege, Gewalt, Ungleichheiten – das Elend ist sehr, sehr laut. In den letzten Jahren habe ich das meiste davon irgendwo «da draussen» gelassen, hatte ich doch mit der Transformation meines eigenen Elends genügend zu tun. 

Plötzlich brechen Dämme

Dazu kommt, dass es auch Angst machen kann, sich derart tief berühren zu lassen. Wir geben dabei Kontrolle ab, jene hochgelobte, doch stets illusionäre Kontrolle. Wenn das Herz bricht, was kommt dann hervor? Mit dem erneuten Kriegsausbruch im Gazastreifen sind meine gepanzerten Dämme gebrochen. Warum genau, weiss ich nicht. Es ist einfach so. 

Raus aus dem Lebkuchenleben

Und ich merke: In diesem Zerbrechen ist auch ein Aufbrechen. Mein Leben, ein «Lebkuchenleben», wie es kürzlich bezeichnet wurde, ist eins voller Erfüllung und Freude. Was es verführerisch macht, Leiden, Drama, Chaos eine Armlänge von mir wegzuhalten. So spiele ich jedoch lediglich mit einem Ausschnitt der Realität, nicht der ganzen.

Ich bin also herausgefordert, meine Augen nicht zu verschliessen vor dem, was sich in der Welt abspielt. Bin nochmals neu, nochmals anders aufgerufen, Leiden anzuschauen. Nun. Was heisst das konkret? 

Stille

In erster Linie: zulassen, dass sich die Stille um meine Herzwunde kümmert. Aktivismus aus dieser Wunde heraus führt zu nichts. Es führt ebenfalls zu nichts, in der Wunde zu versinken. Weiter führen mich Stille, behutsam unterwegs sein, den Schmerz weder wegzudrücken, noch ihm zu frönen.

Aus diesem Rückzug gebiert sich ein ehrliches Gebet. Ein Gebet, das von meinem ganzen Wesen kommt. Ein Gebet, das von meinem ganzen Wesen kommt, nicht bloss als Worte über meine Lippen fällt. Damit bin ich nicht allein, wir sind zu fünft, die sich zu einem Gebetsgrüppli zusammengetan haben.

Wir fragen unsere Herzen, nicht unsere Köpfe. Und spüren, wie sich diese Welt anfühlen würde, sehen, was friedliches Zusammenleben sein könnte. Gebet heisst spüren, wie die Welt sein könnte...

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Leela Sutter ist überzeugt: Es ist an der Zeit, den Körper wieder in die Kirchen zu bringen. Die Theologin und Yogalehrerin und lädt ein zu Körperübungen und Meditationen in ihrem Podcast Holy Embodied.