Wie gut ist unsere CO2-Bilanz?
Die Reformierten Kirchen im Kanton Zürich schauen künftig genau hin, wie viele Treibhausgase sie verursachen – und wo sie die Emissionen drosseln können. Was bringen diese Anstrengungen wirklich? Wir haben bei unserer Fachfrau für Umwelt nachgefragt.
Wie viel Öl oder Gas verbraucht die Heizung der Kirche? Wie viel Strom fressen all die Geräte und Beleuchtungen im Kirchgemeindehaus: Die meisten Zürcher Kirchgemeinden wissen darüber bereits heute Bescheid. Einige erfassen die Daten seit langem systematisch mit dem «Grünen Datenkonto», einem Tool der kirchlichen Umweltfachstelle «oeku». Etwas komplizierter wird die Sache, wenn man die indirekten Emissionen aus ausserhalb erzeugter und eingekaufter Energie miteinberechnet. Und noch kniffliger wird es, alle sonstigen indirekten Emissionen, darunter solche aus der Herstellung und dem Transport eingekaufter Güter (z. B. von Lebensmitteln) oder der Entsorgung von Abfällen, zu erheben.
Genau dies wollen die Landeskirche und die Kirchgemeinden künftig in den Blick nehmen. Sie werden schrittweise verpflichtet, eine umfassende Bilanzierung der CO2-Äquivalente (CO2 und weitere Treibhausgase) einzurichten. Einen entsprechenden Beschluss hat der Kirchenrat im Frühling 2023, gestützt auf einen Auftrag der Kirchensynode, gefasst. Die flächendeckende Bilanzierung ist die Basis dafür, die spätere Senkung der Emissionen realistisch zu planen und die Erfolge beim Sparen auch ausweisen zu können.
Damit dies für die Landeskirche und die Kirchgemeinden umsetzbar ist, nimmt der Kirchenrat die Dienste von Ecospeed, eines in diesem Gebiet spezialisierten Software-Anbieters, in Anspruch. Ecospeed ist jener Anbieter, der auch für die Schweizer Städte mit dem Label «Energiestadt» das Bilanzierungstool zur Verfügung stellt.
Abfall und Papier berechnen?
Nachdem in einer ersten Phase die direkten und indirekten Emissionen (sämtliche Energiedaten wie Heizen, Strom, Wasser) erfasst werden, stellt die Gruppe der vor- und nachgelagerten Emissionen, eine grosse Knacknuss dar. Dazu gehört unter anderem der Abfall, das Papier, die Ernährung oder die Mobilität. Für eine Emissions-Bilanz sind diese Bereiche zu relevant, als dass man sie ausblenden könnte. Andererseits kann eine genaue Berechnung einen unverhältnismässig grossen Aufwand bedeuten. Das will man unbedingt vermeiden. Es sind deshalb kreative Lösungen in Planung, die mit Annahmen und Hochrechnungen operieren. Dabei stützt man sich auf Erfahrungen, wie sie die Stadt Zürich gemacht hat, die ebenfalls eine umfassende CO2e-Bilanzierung eingeführt hat.
Die Einführung der Bilanzierungspflicht wird schrittweise erfolgen. Bis Ende 2023 nehmen die Kirchgemeinden die einfach zu erfassenden Daten für Öl, Gas, Holz, Wasser und Strom auf. Nachdem die Erfahrungen der Pilotgemeinden für den Bereich der indirekten Emissionen vorliegen, werden diese Daten ab 2025 ebenfalls in die Berechnung einfliessen. Dann weiss man definitiv, was Sache ist.
Beryl Zah, die Buchführung über Emissionen ist ziemlich knifflig. Lohnt sich der Effort?
Dank der Treibhausgasbilanzierung können wir erstmals Aussagen über die Emissionen der Landeskirche machen. Bislang beruhten unsere Annahmen und Empfehlungen auf statistischen Durchschnittswerten, die die kirchlichen Tätigkeiten kaum widerspiegeln. Die Zürcher Kirche wird schweizweit die erste Landeskirche sein, die Erfahrungen mit einer Treibhausgasbilanzierung sammelt. Wir hoffen, dadurch auch Vorbild zu sein. Denn nur wer seine Emissionen kennt, kann auch nachvollziehbare und messbare Einsparungen machen. Wir verfolgen die Ziele des Bundes und des Kantons Zürich, die deutlich zur Emissionsreduktion auffordern. Nicht zuletzt sind es christliche Werte, die uns motivieren, denn wir möchten die Schöpfung wertschätzen und für künftige Generationen schützen.
Wie kommt man von der Bilanz zum Sparen?
Das Ziel ist, dank der erworbenen Daten messbar Emissionen einzusparen. Hierfür wird nach ein paar Jahren ein Emissions-Absenkpfad mit Hilfeleistungen formuliert. Das oberste Ziel ist es, gemeinsam nach machbaren Lösungen zu suchen, um die Emissionen zu senken und die Umsetzung möglichst breit zu unterstützen. Es geht selbstverständlich nicht darum, individuelle Verhaltensweisen zu kritisieren.
Interview: Christian Schenk
Dem Umweltschutz verpflichtet
Das Umwelt-Label «Grüner Güggel» verpflichtet die Reformierte Kirche zum Umweltschutz. Wir wollen die direkten und indirekten Emissionen unserer Institution reduzieren. Dieses Ziel streben wir nicht nur in der kantonalen Kirche an, sondern wir möchten auch alle Kirchgemeinden auf dem Weg in eine grünere Zukunft unterstützen.