Theater und Träume

Die Kirche macht auch Theater: Die soziokulturelle Animatorin Esther Nydegger lanciert in Wetzikon die «theaterfabrik» für Kinder und Jugendliche.

Friedlich liegt der Weiher in der milden Herbstsonne, umgeben von uralten Bäumen und in die Jahre gekommenen Industriebauten. In der Nummer 19, hinter einigen Gängen und Türen, liegt er, der Theater­raum, in dem Kinder und Jugendliche unter Leitung von Esther Nydegger ihre Proben durchführen. «Spinnereien in der Spinnerei – Alles spinnt», so lautet das zur ehemaligen Spinnerei Schönau in Wetzikon passende Motto, das die Theaterpädagogin ausgewählt hat. Nun sitzt sie an einem kleinen Gartentisch unter einem hochgewachsenen Baum und erzählt von ihrem Projekt «theaterfabrik». 

«Ich freue mich sehr, dass sich die Reformierte Landeskirche auf mein Projekt eingelassen hat», sagt sie. Den traditionell kirchendistanzierten Menschen im kulturellen Milieu zu sagen, dass es das Theater nur dank finanzieller Unterstützung der Kirche gibt, das ermutigt sie besonders. «Ich möchte an einem Kulturort den reformiert-christlichen Werten einen Platz geben.» Dabei geht es ihr nicht darum, gemeinsam über Gott und die Welt zu reden, sondern den Glauben zu fühlen und über alle Sinne erfahrbar zu machen. Dies verbinde die Menschen miteinander, ist sie überzeugt.

Angesprochen werden Kinder, die einerseits niederschwellig ein offenes Kindertheater mit Geschichten und Requisiten erleben und andererseits in einem Ensemble ein Stück entwickeln und bis zur Aufführung bringen können. Angesprochen sind aber auch Jugendliche, die gemeinsam in Theaterform über Sinn- und Lebensfragen nachdenken werden. Dabei darf ein Dialog von kirchennahen und distanzierteren Jugendlichen entstehen. «Wir machen Theater und glauben daran, dass Gott es mit Leben füllen kann», sagt Esther Nydegger.

Esther Nydegger

Die Animatorin Esther Nydegger will Kinder und Jugendliche ermutigen, den Glauben mit allen Sinnen zu erfahren.

Vielfältige Erfahrungen

Die soziokulturelle Animatorin blickt auf einen Reigen an vielfältigen Erfahrungen zurück: Sie wirkte als Jugendarbeiterin für das Blaue Kreuz, begleitete eine Jugendwohngruppe, war in der aufsuchenden Sozialarbeit im Rotlichtmilieu tätig, absolvierte einen CAS in Theaterpädagogik und ­unterrichtete Musik und Bewegung an einer Be­rufsfachschule. Die Kreativität in ihren Beruf ein­zubringen, entsprach dem Herzenswunsch der freischaffenden Musikerin.

Nun könnte die Zeit reif dafür sein, um mit dem kreativen Projekt in idyllischer Umgebung einen Ort zu schaffen, wo sich auch kirchenferne Menschen mit Glaubensfragen befassen. In ihrem Anliegen wird die zweifache Mutter breit unterstützt, von der Künstlerin Valea Völcker (Foto), vom Jugendarbeiter der Wetziker Kirchgemeinde, vom städtischen Kulturbeauftragten und von den Kulturschaffenden der Schönau, die ihr den schlichten Theaterraum untervermieten.

Die Räumlichkeiten stehen bereit und seit Ende Oktober dürfen nun zehn theaterfreudige Kinder in der Schönau ihren Träumen musikalisch-kreativ eine Bühne schaffen. Für den Frühling ist eine Aufführung im Rahmen des Wetziker Stadtfestes und ein Theateranlass in der Naturkulisse des Schönau-Areals vorgesehen. Im Projekt «theaterfabrik» darf, ausserhalb bestehender kirchlicher Institutionen, etwas Neues keimen und wachsen. «Ich bin gespannt darauf», sagt Esther Nydegger. 

 

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