Was es heisst, für die Enkel da zu sein

Was beschäftigt heutige Grosseltern? Wie begleiten sie ihre Enkel im Alltag und durch die Weihnachtszeit? Und wie kann sie die Kirche unterstützen? Ein Besuch beim Grosseltern-Treff der Kirchgemeinde Furttal.

In einem Sitzungsraum des Kirchgemeindehauses Regensdorf knipst Sozialdiakonin Ariane Schwickert das Licht an, stellt Trauben und Mineralwasser auf den Tisch und öffnet eine Packung Guetzli. An ihrer Seite packt Edith Loosli einige Exemplare der Zeitschrift «Grosseltern» aus und verteilt sie auf dem Tisch.

Die zweifache Grossmutter hat vor einigen Monaten den Grosseltern-Treff initiiert und freut sich, dass seither alle zwei Monate eine stattliche Gruppe zusammenkommt und rege über verschiedenste Themen rund um ihre Rolle als Grosseltern diskutiert. 

«Mein Kreuz lässt grüssen»

Nach und nach füllt sich der Raum mit junggebliebenen Seniorinnen. «Unser Treffpunkt spricht eine jüngere Klientel an als etwa Seniorennachmittage», erklärt die Sozialdiakonin. Meist kämen Grosseltern von sehr kleinen Enkelkindern, «da sind die Fragen wohl am brennendsten». Sie heisst nun alle Anwesenden willkommen und lädt alle ein, sich vorzustellen und dabei natürlich auch die Zahl und das Alter der Enkel sowie die Art des Engagements zu nennen.

Eine Teilnehmerin hütet ihr erstes Enkelkind jeden Dienstag: «Wir machen viele Spaziergänge mit ihr, mein Kreuz lässt grüssen», lacht sie. Eine andere kocht jeden Mittwoch für ihre drei schon grösseren Enkel und steht bei Bedarf zur Verfügung. Sie schätzt es besonders, mit den Buben einen guten Kontakt zu pflegen und sich über allerlei Themen auszutauschen.

Die drei Enkelkinder von Initiatorin Edith Loosli wohnen zwischen Bodensee und Luzern, sie schwärmt: «Wir haben es richtig schön zusammen und ich hüte mega gern.» Es kommen viele ehrliche Erfahrungsberichte und engagierte Voten zusammen, ein bunter Strauss an Lebensgeschichten von Grossmüttern und Grossvätern aus unterschiedlichsten Milieus.

Diese Vielfalt entspricht dem Konzept, das Initiatorin Loosli zusammen mit Sozialdiakonin Schwickert entworfen hat. Das partizipative Angebot der Kirchgemeinde lädt zum ehrlichen ausserfamiliären Teilen und Mitteilen, vermittelt Impulse für die «wunderschöne Herausforderung» des Grosselternseins und ermöglicht regen Erfahrungsaustausch. Dabei untersteht alles, was besprochen wird, der Schweigepflicht. Falls jemand Probleme einbringen würde, die den Rahmen des Anlasses sprengen, würde fachliche Beratung vermittelt.

Rummel am Fest der Liebe

In dieser Runde im November führt Sozialdiakonin Schwickert nun an das Thema des Abends: Weihnachten. Wer feiert wo mit wem? Wie gross sind die Geschenkberge? Wissen die Kinder überhaupt noch, was Weihnachten ist? Wie feiern, wenn die Eltern getrennt sind? 

Auf einen Flipchart malt sie einen kleinen Tannenbaum und lanciert eine kurze Umfrage zu den favorisierten Weihnachtsthemen. Bald schon kristallisiert sich die Geschenkflut als erstes Thema heraus, zu dem sich die Runde in der folgenden Halbstunde austauscht. Sie ist sich einig: Der Weihnachtsrummel dauert zu lange, das ganze Weihnachtssortiment in den Läden wird viel zu früh aufgefahren, gerade den kleinen Kindern können sie das kaum erklären, und die Kinder bekommen viel zu viele Geschenke. 

«Wir haben aufgehört mit Weihnachtsgeschenken, denn es ist ja das Fest der Liebe», sagt eine Teilnehmerin. «Ich sage den Kindern, dass wir an Weihnachten den Geburtstag von Jesus feiern, das ganze Jahr hindurch feiern wir dann wieder andere Geburtstage.» 
 

Das weihnächtliche Konfliktpotential

Darauf wechselt die Initiatorin Edith Loosli zum zweiten Thema, dem weihnächtlichen Konfliktpotenzial. Jemand bedauert, dass sie den kleinen Enkelkindern Weihnachtslieder und Krippe noch nahelegen konnte, die grösseren hingegen das Singen ablehnten. Das Fest der Liebe sei ein Gradmesser für die Beziehung überhaupt. 

An dieser Stelle bedauern einige, dass sie nicht mehr die wichtigsten Menschen im Leben ihrer längst erwachsenen Kinder seien, dass sie diesen ihr Eigenleben zugestehen wollen und trotzdem ein gutes Miteinander haben können. 

Dann werden die Grosseltern mit einem herzlichen Weihnachtsgruss in die Novembernacht entlassen. «Wir sind offen für Besucherinnen und Besucher von überall», hält Edith Loosli beim Verabschieden der Runde fest, an der auch Frauen aus der katholischen und christlich-orthodoxen Kirche teilnehmen. «Man wird eben in allen Religionen Grosseltern», bemerkt eine Besucherin beim Hinausgehen schmunzelnd.

Text: Madeleine Stäubli-Roduner

«Rechte und Pflichten von Grosseltern»

Der nächste Grosseltern-Treff findet am Montag, 3. Februar 2025 in der Kirche Furttal, 17 Uhr statt

Auf Wunsch der Teilnehmenden wurde ein Jurist zum Thema «Rechte und Pflichten von Grosseltern» eingeladen. 

Der Treff steht allen Menschen – mit Enkelkindern – offen. Information und Anmeldung: ariane.schwickert@kirche-furttal.ch, Tel. 044 520 44 29.