Supervision: Wie Profis sich gegen­seitig stärken

Supervision ist nicht nur eine Methode, um latente oder virulente Probleme am Arbeitsplatz zu lösen, sondern eine wirksame berufliche Weiterbildung. Der moderierte Fachaustausch ist Teil unseres Bildungsangebots und richtet sich an Sozialdiakoninnen und -diakone.

Eigentlich spürt die Sozialdiakonin einer mittelgrossen Kirchgemeinde schon länger, dass sie mehr leisten muss, als es mit ihrem Stellenpensum überhaupt möglich ist. Aber wie soll sie die Situation ändern? Sie hat einen hohen Anspruch an sich selbst, will ihren Job gut machen. Und da sind Projekte, die sie sinnvoll und spannend findet. Wo loslassen? Wo Schwerpunkte setzen? 

Antworten auf diese Fragen bekommt die Sozialdiakonin in einer Gruppensupervision, zu der sie sich angemeldet hat. In der von Fränzi Schelldorfer geleiteten Runde sitzen Berufskollegen und -kolleginnen aus anderen Kirchgemeinden, und gemeinsam macht man sich daran, die Situation zu analysieren. «Wir versuchen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und die Rollen und Positionen zu beleuchten», schildert Fränzi Schelldorfer, Supervisorin und Soziokulturelle Animatorin, die Herangehensweise. Die Situation werde auf diese Weise wie in Zeitlupe gesetzt, sodass man die Mechanismen verstehe und in einem weiteren Schritt Lösungen herausschälen könne. 

In diesem Fall, da ist sich die Gruppe einig, wird sich die Sozialdiakonin stärker mit der für das betreffende Ressort zuständigen Kirchenpflegerin verständigen und die Grenzen zwischen strategischer und operativer Verantwortung klären müssen. Welche Schritte dazu nötig sind, wie man den Lösungsansatz in der Kirchgemeinde kommuniziert und umsetzt – all das kommt in der Supervision ebenfalls zur Sprache. 

Weiterbildung zahlt sich aus

Supervision ist in diesem Sinn nicht nur eine Methode, um latente oder virulente Probleme am Arbeitsplatz zu lösen, sondern eine wirksame berufliche Weiterbildung. Davon ist Yasmine Altmann, Verantwortliche der Landeskirche für Aus- und Weiterbildung in der Diakonie, überzeugt. Das Instrument eigne sich für Neu- und Quereinsteigende ebenso wie für gestandene ausgebildete Personen im sozialen Bereich. Der moderierte Fachaustausch sei für alle fruchtbar, weil sehr nahe an der Praxis und doch in einem geschützten Rahmen, in dem Probleme offen angesprochen werden können. 

Gleichwohl fällt es nicht allen leicht, sich auf das mehrteilige Weiterbildungs-Angebot einzulassen. Da ist die Zeit, die man sich im dicht getakteten Berufsalltag nicht immer gut stehlen kann. Da ist vielleicht auch eine gewisse Hemmschwelle, weil es Mut braucht, eine schwierige Situation vor Berufskolleginnen und -kollegen auszubreiten. Fränzi Schelldorfer hält dem entgegen, dass Supervision längst nicht nur auf Schieflagen im Job fokussiere. Man arbeite oft vorausschauend, diskutiere anstehende Projekte, die Teilnehmende als Übungsthema einbringen. Auch dort gelte es, Rollen und Zuständigkeiten zu klären und nicht zuletzt darum, die Sozialdiakone und Sozialdiakoninnen in ihrem nicht immer leichten Wirkungsumfeld zu stärken. 

Dieser Punkt ist auch für Yasmine Altmann entscheidend. Sie appelliert in diesem Sinn an die Kirchenpflegen, Supervisionen oder andere Weiterbildungen für ihre Mitarbeitenden zu fördern und zeitlich und finanziell zu unterstützen. Die ganze Kirchgemeinde profitiere letztlich davon. Gruppensupervisionen seien aus ihrer Sicht eines der effizientesten Bildungstools in der Sozialen Arbeit und deshalb auch im kirchlichen Arbeitsumfeld zur Erreichung der doppelten Qualifikation für Sozialdiakone und -diakoninnen verpflichtend. In diesem Fall subventioniert die Landeskirche solche Weiterbildungen auch.

Text: Christian Schenk

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Ansprechperson

Gruppensupervision Sozial­diakonie

Der moderierte Fachaustausch findet an sechs Nachmittagen am Hirschengraben 7 in Zürich statt. Einstieg auch später möglich. Leitung: Fränzi Schelldorfer, Supervisorin (BSO) und Soziokulturelle Animatorin (FH).

 

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