Gemeinsam für Frieden und Respekt
Am 2. März hat ein Jugendlicher in Zürich einen jüdischen Mitbürger brutal attackiert und schwer verletzt. Wir verurteilen diese antisemitisch motivierte Tat aufs Schärfste und rufen dazu auf, jeglichem Antisemitimus entschieden entgegenzutreten und für Frieden und Respekt in unserer Gesellschaft einzustehen.
Im Nachgang zum Mordversuch vom 2. März haben der Interreligiöse Runde Tisch im Kanton Zürich und weitere Insitutionen Stellungnahmen veröffentlicht, die wir gerne widergeben:
Stellungnahme des Interreligiösen Runden Tischs im Kanton Zürich (IRT):
Am vergangenen Samstagabend, 2. März, hat ein jugendlicher Täter in Zürich einen jüdischen Mitbürger niedergestochen und schwer verletzt. Die Tat war motiviert durch Judenhass, wie der Täter selbst in seinem Bekennervideo bestätigt. Der IRT verurteilt diesen brutalen antisemitischen Mordversuch in aller Schärfe und erwartet eine umfassende Aufklärung dieser Tat.
Mit grosser Sorge nimmt der IRT das junge Alter des Täters zur Kenntnis. Die am IRT versammelten Religionsgemeinschaften sehen sich in der Verantwortung, die Anstrengungen zur Verhinderung einer Radikalisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verstärken und sich gegenseitig bei allen Bemühungen in dieser Richtung zu unterstützen. Der IRT erachtet die Prävention von religiös motiviertem Fanatismus als dringliche Aufgabe der Religionsgemeinschaften, bei der auch die Zusammenarbeit mit staatlichen und nicht-staatlichen Partnern wichtig ist.
Vorab gilt in diesen dunklen Stunden unser Mitgefühl dem Opfer und seiner Familie. Wir beten gemeinsam, dass die sichtbaren und unsichtbaren Wunden heilen. Der ganzen jüdischen Gemeinde drücken wir unsere Verbundenheit und Solidarität aus.
Die am Interreligiösen Runden Tisch versammelten Religionsgemeinschaften im Kanton Zürich
Stellungnahme der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus:
Zusammen gegen Hetze und Gewalt
Seit dem brutalen Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 haben wir eine bedenkliche Zuspitzung der Spirale von Hetze und Gewalt erlebt. Dieses Wochenende mündete diese Gewaltspirale in phyische Gewalt: wir stehen an einem entscheidenden Wendepunkt. Es ist an der Zeit, zusammenzustehen und eine klare Botschaft an die Zivilgesellschaft zu senden.
Wir sind vielfältig und diese Vielfalt ist unsere Stärke. Das friedliche Zusammenleben wird jedoch bedroht durch Spaltung und Hass. Es ist an der Zeit, dass die Zivilgesellschaft, ihre Minderheiten und die Politik als eine Einheit gegen diese Bedrohung auftreten.
Wir dürfen die Grundlagen unseres Zusammenlebens nicht durch Spaltung und Konflikte zugrunde richten. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, die Spirale von Hass und Gewalt zu durchbrechen und für Toleranz und Respekt einzustehen. Dieses Wochenende wurde ein Mann Opfer eines Gewaltverbrechens, weil er Jude ist. In den Kommentarspalten erschreckte sodann die muslimfeindliche Hetze, da der tatverdächtigte Jugendliche aus radikalislamistischen Motiven gehandelt habe.
Extremistische Haltungen haben keinen Platz in einer Demokratie. Ein friedliches Miteinander bedingt, legitime unterschiedliche Ansichten auszuhalten, zu debattieren und Lösungsfindungen anzustreben. Wir müssen gemeinsam dafür einstehen, dass Gewalt keinen Platz hat.
Es ist an der Zeit, dass Zivilgesellschaft, Religion und Politik gemeinsam gegen Hetze und Gewalt auftreten. Lassen Sie uns gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen, in der Toleranz, Respekt und Frieden herrschen.
Regierungspräsident Mario Fehr, Vorsteher der Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich
Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich
Stadtpräsidentin Corine Mauch, Vorsteherin des Präsidialdepartements der Stadt Zürich
Dr. Ralph Lewin, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds
Peter Jossi & Jean-Marc Brunschwig, Co-Präsidium der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz
Abduselam Halilovic, Präsident der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich
Dr. Esther Straub, Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Kanton Zürich
lic. iur. Raphael J.-P. Meyer, Präsident des Synodalrats der Katholischen Kirche im Kanton Zürich
Prof. Dr. Christoph Sigrist, Präsident der Gesellschaft Minderheiten der Schweiz
Dr. Zsolt Balkanyi-Guery, Präsident der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Stellungnahme des Rates EKS und der Schweizer Bischofskonferenz:
Der Rat EKS und die Schweizer Bischofskonferenz SBK verurteilen den gewalttätigen Angriff auf ein Mitglied der jüdischen Religionsgemeinschaft vom 2. März 2024 in Zürich aufs Schärfste. Schockiert und tief betroffen bekunden wir dem Opfer und seinen Angehörigen unser aufrichtiges Mitgefühl und stehen solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz.
Die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Schweiz haben das Recht, sich sicher und unbehelligt zu fühlen. Diese Attacke ist ein antisemitisches Hassverbrechen, das sich als neue Eskalationsstufe in den antisemitischen Trend der letzten Monate einreiht. Wir begrüssen ausdrücklich, dass sich die Vereinigung der islamischen Organisation in Zürich (Vioz) in aller Deutlichkeit von den religiösen Tatmotiven distanziert hat. Es gibt keine religiöse Rechtfertigung für Hassverbrechen.
Als Christinnen und Christen und als Bürgerinnen und Bürger distanzieren wir uns von extremistischen, fundamentalistischen und gewalttätigen Strömungen, die den religiösen Frieden und den toleranten Umgang mit Andersdenkenden unserer Gesellschaft bedrohen. Wir sind beunruhigt, dass Jugendliche in unserer Gesellschaft zu Hassrede und Mordversuchen angestiftet werden. Wir erwarten, dass die Untersuchung dieses Hassverbrechens die gesellschaftlichen Schwachstellen zeigt, die ein solches Verbrechen möglich gemacht haben.
Wir bekräftigen unseren Einsatz für den Dialog unter den Angehörigen der verschiedenen Religionsgemeinschaften und den religiösen Frieden in der Schweiz und setzen uns weiterhin für ein Zusammenleben ein, das von Respekt, Wertschätzung und Solidarität geprägt ist. Der Rat EKS und die SBK rufen alle Menschen dazu auf, sich dieser gemeinsamen Verantwortung anzuschliessen und gemeinsam gegen jegliche Form von Hass und Ausgrenzung einzutreten.